Die Welt ist laut, die Welt ist grell, es blinkt, piepst an allen Ecken. Als hochsensitiver Mensch bringt einem das manchmal an den Rand des Erträglichen. Um so wichtiger ist, dass das Zuhause ein Ort des Rückzugs ist. Nur was, wenn auch dort Lärm zur Belästigung wird? Ich wohne seit einem Jahr an einem lärmbelasteten Ort. Im letzten, warmen Sommer bin ich oft nicht zu genug Schlaf gekommen. Mein Kaffeekonsum stieg, was meinem Magen und meinen wechseljahre-bedingten Hitzewallungen nicht zugute kam. Manchmal kommt alles zusammen, doch Ruhe und Schlaf braucht der Mensch, sonst wird er auf Dauer krank, nimmt an Gewicht zu, das bestätigen diverse Studien. Wieso muss jede Maschine laut sein, auch, die, die Mensch lautlos stellen kann? Je lauter, desto wichtiger, stärker, teurer, besser, so kommt es mir vor. Die Ruhe als kostbares Gut und wenn wir sie haben, erschrecken wir, weil unser Gedanken laut werden und wir uns lieber ablenken oder mit der „langen“ Weile nicht umgehen können in unser kurzweiligen Welt. Was als Lärm empfunden wird, ist etwas sehr individuelles und kulturell geprägtes. Als hochsensitiver Mensch empfinde ich gewisse Geräusche schneller als störend. Es ist als würde ich ohne Filter Marlboro rot kette-rauchen. Die Eindrücke prasseln ohne Filter über meine Sinnes-Kanäle rein. Das kann an einem Konzert sehr schön sein, ich brauche kein Alkohol, keine Drogen, kein Verstärker um die Empfindung, das Klangerlebnis zu intensivieren. Alles ist per se schon intensiv und so spielen die Ruhepausen und der Rückzugsort eine wichtigere Rolle, sonst lande ich bei Punkt krank. Wenn das eigene Zuhause kein stiller Rückzugsort ist, wenn Erholung und Energie tanken angesagt ist zwischen 23 und 7 Uhr, dann kann ein technisches Gerät helfen, das bei geschlossenen Fenstern frische Luft reinbläst und bei Schlafproblemen die Kraft der Natur von Melisse, Baldrian, Hopfen und Passionsblume. Auch das ist wieder sehr individuell. Die Welt ist laut, daran kann ich nichts ändern. Die Güterzüge rattern durch die Nacht, ob ich es will oder nicht. Mir hilft es, wenn ich mich frage; „was kann ich persönlich an der Situation ändern und was nicht?“ Es gibt dazu diese schöne Aussage des Theologen Reinholf Niebuhr: Gott gibt mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Zu diesem Thema gibt es die Methode der „circles of influence and control“ im Buch von Stephen R. Covey. Eine Methode um Gefühle der Hilflosigkeit, Fremdbestimmtheit und Frustration zu überwinden. Indem ich auf einem Blatt drei Kreise zeichne, der äusserste der Kreis der Sorge (circle of concern) mit Themen, die mich belasten, auf die ich keinen Einfluss nehmen kann, wie zum Beispiel, dass Güter in der Nacht von A nach B gefahren werden. Der Innere ist der Kreis der Kontrolle (circle of control) mit den Themen, die ich kontrollieren kann, zum Beispiel die Installation einer Lüftung im Schlafzimmer, die mir erlaubt, mit geschlossenen Fenstern zu schlafen. Zum mittleren Kreis der Einflussnahme (circle of influence) gehören die Themen über die ich keine Kontrolle habe, die ich jedoch über mein Verhalten und meine Einstellung beeinflussen kann. Zum Beispiel, dass ich akzeptiere, dass es ruhigere und lautere Nächte gibt, je nachdem wie der Wind weht und das Vertrauen habe, dass jede Lärmemission irgendwann leiser wird und ich einschlafen kann. Es liegt eine grosse Kraft darin zu erkennen, über welche Themen wir Kontrolle haben und über welche nicht. Je mehr ich mich auf Dinge konzentriere, auf die ich keinen Einfluss habe, desto frustrierter und fremdbestimmter fühle ich mich (Kreis der Sorge). Wenn ich mich auf die Dinge konzentriere, die ich in der Hand habe, werde ich ruhiger und selbstsicherer (Kreis der Kontrolle und Einflussnahme)*. Ganz so einfach ist das Ganze nicht, aber Übung macht wie so oft den Meister. Nur schon das Zeichnen der Kreise bringt einem zur Ruhe. * inspiriert von einem Beitrag von Krogerus & Tschäppeler im „Magazin“. Foto © cb/2006, Times square, N.Y. City Comments are closed.
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AuthorChristine Braun, Raumcoach: "schreiben macht mich glücklich und zufrieden. Die Dinge und Gedanken, die mich beschäftigen auf Papier zu bringen, gibt mir Ruhe und Klarheit. Eine Art Aufräumeprozess für den Kopf". Archives
October 2024
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